Schlechter Schlaf als Mental Health-Gegner: Wie sich miese Nächte auf unsere Psyche auswirken

Rund ein Drittel der Deutschen leidet unter Schlafstörungen1: Wir kennen es alle – hinter uns liegt eine unruhige Nacht mit längeren Wachphasen und langer Einschlafzeit. Das Ergebnis: Du fühlst Dich ausgelaugt, energielos und bist unkonzentriert sowie wenig stressresistent. In der kalten Jahreszeit und der stressigen Vorweihnachtszeit verstärken längere Dunkelheit, zahlreiche Termine und Druck das Szenario zusätzlich. Guter Schlaf hat also nicht nur positiven Einfluss auf unsere körperlichen Funktionen, sondern auch auf unsere Psyche.

Wieso beeinflusst Schlaf unsere Psyche?

Schlaf wirkt regenerierend sowie entlastend und ist wichtig für das Verändern und Anpassen von Synapsen, Nervenzellen sowie ganzen Bereichen im Gehirn. Sie werden täglich gefiltert, neu verknüpft und ausrangiert. Dieses „Ausrangieren“ geschieht vor allem im Tiefschlaf. Zudem werden schädliche Stoffwechselprodukte abtransportiert. Wir verarbeiten im Schlaf Erlebtes sowie Emotionen und bauen Stress ab.

Spannender Fakt: Während sich gesunde Menschen nach Schlafentzug nicht gut fühlen, können Personen mit Depressionen genau das Gegenteil beobachten – sie können nach schlechten Nächten regelrechte Höhenflüge erleben. Wissenschaftler:innen erklären das Phänomen durch die verringerte Verknüpfungsstärke der Nervenzellen bei Depressionen, die durch den Schlafentzug vermutlich zeitweise in einen Normalzustand gebracht wird.2

Welche Auswirkungen bringt Schlafmangel konkret mit sich?

Forscher wissen – vereinzelte miese Nächte oder schlechte Schlafphasen sind vollkommen normal und wirken sich nicht sofort negativ auf unsere Gesundheit aus. Dauerhafte schwere Schlafstörungen stellen allerdings ein erhebliches Risiko für psychische Probleme dar. Als Faustregel gilt: Wer in einem Zeitraum von drei Monaten mindestens dreimal pro Woche schlecht einschläft, durchschläft oder eine zu geringe Schlafdauer erreicht, leidet vermutlich unter Insomnie – eine der häufigsten Diagnosen Schlafstörungen betreffend.2,3

Insomnie kann zu Angststörungen, einem Depressionsrisiko, einer verminderten Aufmerksamkeitsspanne, Konzentrations- und Gedächtnisproblemen, höherer Reizbarkeit sowie Risikobereitschaft und bei starkem Schlafmangel zu Wahrnehmungsstörungen führen. Die Leistungsfähigkeit des Gehirns ist also ähnlich wie bei hohem Alkoholkonsum stark herabgesetzt. Schlafstörungen können demnach Auslöser von psychischen Erkrankungen sein – auch fünf bis zehn Jahr später noch, sollten schwere chronische Schlafstörungen vorliegen. Dadurch dass psychische Erkrankungen häufig auch Schlafstörungen als Folge mitsichbringen, befinden sich Betroffene schnell im Teufelskreis. Wissenschaftler:innen sind sich daher einig: Schlaf verdient besondere Beachtung und Therapie, da er ein unabdingbarer Faktor für unsere Gesundheit ist. Dennoch können auch Menschen ohne Schlafstörungen von psychischen Erkrankungen betroffen sein.2,3

Nachtschweiß: Welche Ursache spielt unsere Psyche dabei?

Schwitzen ist absolut natürlich – überschüssige Wärme wird aus dem Körper von innen nach außen transportiert und abgegeben. Auch im Schlaf schwitzen wir. Gewisse Faktoren sorgen jedoch dafür, dass unser Körper vermehrt schwitzt. Dazu gehören Alkoholkonsum, eine unvorteilhafte Schlafumgebung, Medikamente, Erkrankungen, aber auch Stress. Mediziner:innen sprechen von Nachtschweiß, wenn man über einen längeren Zeitraum nachts schwitzt und bereits Schlafanzug und Bettlaken nass sind. Nächtliche Schwitzattacken sorgen bei Betroffenen häufig für Erschöpfung am Folgetag und haben belastende Ereignisse oder unvorteilhafte Schlafbedingungen als Ursache.

Die häufigsten Ursachen für nächtliche Hyperhidrose, sogenannte Störungen in der Schweißproduktion, liegen in hormonellen Veränderungen, Infektionskrankheiten, Autoimmunerkrankungen, Krebs, psychischen oder neurologischen Erkrankungen, Medikamenten oder schlicht und ergreifend in einem zu warmen Schlafzimmer oder dem Genuss von Alkohol, Nikotin, Koffein sowie stark gewürztem Essen. Nachtschweiß tritt zudem als Folge von Angststörungen oder dem Burnout-Syndrom auf und wird von Schlafstörungen begleitet.4

In welcher Verbindung stehen Körper und Psyche zum REM-Schlaf?

Unser Schlaf verläuft nicht linear – er ist gekennzeichnet durch verschiedene Schlafphasen, die wir durchlaufen. In der REM-Schlafphase finden rasche Augenbewegungen unter den geschlossenen Lidern statt – es ist die Phase, in der wir träumen, und wird auch als Traumschlaf bezeichnet. Die Non-REM-Schlafphase hingegen wird in Leicht- und Tiefschlafphasen unterteilt. Im Laufe einer Nacht wechseln sich alle Phasen in der Regel mehrmals ab. Die erste Nachthälfte verbringen wir hauptsächlich im Tiefschlaf, die zweite im REM-Schlaf. Da die REM-Phase noch nicht besonders ausgeprägt erforscht ist, werden hauptsächlich Vermutungen angestellt. So wird vermutet, dass emotionale Verarbeitungsprozesse hauptsächlich in dieser Schlafphase stattfinden, die wiederum eine wichtige Rolle für unsere Psyche spielt.1

Schlafmangel ist also nicht nur Ursache für psychische Erkrankungen, sondern auch Symptom von bereits existierenden psychischen Erkrankungen wie Posttraumatischen Belastungsstörungen, Psychosen, Depressionen und Angststörungen – ein echter Teufelskreis. Aber auch Stressfaktoren, hoher Druck und andere psychische Gegebenheiten können Schlafstörungen zu Grunde liegen. Wichtig ist es, an der eigenen Schlafhygiene zu arbeiten, um Schlafprobleme zu reduzieren und zu bekämpfen.2

In diesem Sinne: Schlaf gut!