Somniloquie: Reden im Schlaf – Was steckt dahinter?

Nahezu jede:r von uns hat schon einmal im Schlaf gesprochen oder aber sein:e Liebste:n dabei beobachtet. In einer Studie hat sich gezeigt, dass zwei von drei Menschen im Schlaf reden oder es im Laufe ihres Lebens schon einmal getan haben. 1

Das Schlafsprechen, Somniloquie in der Fachsprache, ist also ein weit verbreitetes Phänomen und gehört zu den häufigsten Parasomnien, also Verhaltensweisen, die insbesondere beim Übergang von Schlaf- zu Wachphase vorkommen. Es kann von unverständlichen Lauten bis hin zu Worten oder aber ganzen Sätzen reichen – meist sind es jedoch nur genuschelte Wortfetzen. 1, 2

Videoanalysen eines französischen Forscherteams zeigen, dass Betroffene verstärkt Verneinungen und Konfliktsituationen im Schlaf zum Ausdruck bringen.2 Das Reden im Schlaf tritt in allen Schlafphasen auf, sowohl in den REM-Phasen (Rapid Eye Movement) als auch zwischen dem Wechsel der Non-REM-Phasen – wobei die deutlichsten Aussagen in der REM-Phase zu beobachten sind.1

Was sind die Ursachen hinter Somniloquie?

Im Allgemeinen basiert das Schlafsprechen auf dem Verarbeiten des Alltags – es werden Erlebnisse im Schlaf bewältigt. Stress, schlechter Schlaf, schwere Erkrankungen, Medikamente oder aber die Einnahme von Drogen, Nikotin und Alkohol können das Phänomen fördern. Personen mit einer posttraumatischen Belastungsstörung haben zudem ein doppelt so hohes Risiko für Somniloquie. Schlafforscher gehen außerdem davon aus, dass Schlafsprechen vererbbar ist.3

Die genauen Ursachen sind allerdings bislang nicht erforscht – die meisten Menschen bemerken jedoch weder ihre nächtlichen Plauderphasen noch können sie sich tagsüber daran erinnern. Generell ist das Phänomen harmlos und es steckt meist nur eine leichte Ausprägung einer Schlafstörung dahinter – sollten Betroffene allerdings jahrelang darunter leiden oder Begleiterscheinungen haben, ist ein Gang zum/zur Ärzt:in ratsam.1, 2, 4

Somniloquie – Ausplaudern von Geheimnissen oder purer Nonsens?

Für so manche:n Schlafredner:in unter uns stellt das Schlafsprechen ein rotes Tuch dar – unkontrolliertes Preisgeben von Inhalten kann schon einmal beängstigen. Aber keine Sorge, meistens handelt es sich um unverständliches Geplapper, einzelne Laute, Lachen, Weinen, Schreien oder Stöhnen. Das Ausplaudern von Geheimnissen kann nicht komplett ausgeschlossen werden, ist aber eher unwahrscheinlich. Meist ist das nächtliche Sprechen so undeutlich, dass ein:e Dritte:r kaum etwas versteht. Die Trauminhalte stimmen häufig mit den wiedergegebenen Sequenzen des/der Träumenden überein. Somit kann die Frage nicht vollends beantwortet werden, ob das Schlafsprechen kompletter Unsinn ist oder auch ein Funken Wahrheit im Gesagten steckt.2

Was kann helfen, wen man im Schlaf redet?

Direkt vorab: Strategien, um Somniloquie zu vermeiden, sind sehr individuell. Dennoch gibt es einige Tipps und Tricks, die helfen können, um generell besser zu schlafen:

  • Alkohol und Koffein vor dem Schlafengehen vermeiden
  • Stress durch feste Schlafroutinen und Entspannungseinheiten wie Yoga und Meditationen bekämpfen
  • Auf gesunde Ernährung setzen: Als schlaffördernd gelten Milchprodukte, Fisch, Nüsse, Datteln, Feigen und Pilze; schlafhemmend sind Nahrungsmittel wie Schokolade, Rohkost und fettiges Essen im Allgemeinen 5, 6
  • Elektronische Geräte und vor allem Blaulicht vor dem Zubettgehen meiden
  • Ausreichend Schlafen: Schlafmangel und Übermüdung gelten als häufigste Ursachen von Somniloquie; sieben bis neun Stunden gelten als ideale Schlafdauer von Erwachsenen
  • Veränderung von Schlafgewohnheiten und Umgebungsfaktoren: Ändere die Raumtemperatur, die Gestaltung des Schlafzimmers oder aber auch nur Deine Liegeposition
  • Starte ein Schlaftagebuch, um Dein Schlafverhalten zu beobachten

Probiere selbst aus, was Dir am besten hilft, um nächtliche Plauderstunden zu verhindern.

In diesem Sinne: Schlaf gut!

Quellen:

  1. AOK, https://www.aok.de/pk/magazin/wohlbefinden/schlaf/reden-im-schlaf-was-steckt-dahinter/; abgerufen am 18.04. 2024
  2. Isabelle Arnulf, et Al. What Does the Sleeping Brain Say? Syntax and Semantics of Sleep Talking in Healthy Subjects and in Parasomnia Patients, Sleep, Volume 40, Issue 11, November 2017, zsx159, https://doi.org/10.1093/sleep/zsx159
  3. Betten.de; https://www.betten.de/magazin/sprechen-im-schlaf.html; abgerufen am 18.04.2024
  4. Der Schlafraum, https://www.derschlafraum.de/schlafberatung/sprechen_im_schlaf_somniloquie; abgerufen am 18.04.2024
  5. Naturheilkompass.de,https://naturheilkompass.de/schlafprobleme-was-koennen-sie-tun/?utm_source=google&utm_medium=cpc&utm_campaign=nhk_schlafprobleme&gad_source=1&gclid=EAIaIQobChMIt7Pu2qzLhQMVg6doCR1nqAk7EAAYASAAEgLLkfD_BwE; abgerufen am 18.04.2024
  6. Stern.de,https://www.stern.de/genuss/essen/schlaflose-naechte–diese-10-lebensmittel-sollten-sie-dann-lieber-nicht-essen_8392106-8392074.html; abgerufen am 18.04.2024