Mysterium Traum – was passiert, wenn wir träumen?

Auch wenn wir uns nicht immer an sie erinnern, Träume sind untrennbar mit unserem Schlaf verbunden. Manchmal wahrlich traumhaft, manchmal auch beängstigend oder bizarr – derart vielfältig und komplex wie das Träumen ist kaum ein anderes Phänomen in Verbindung mit Schlaf.

Was genau bedeutet eigentlich „träumen“?

Es wird meist als eine Abfolge von Bildern, Gefühlen und Emotionen definiert, die vorwiegend während der REM-Phase (REM = Rapid Eye Movement bzw. schnelle Augenbewegungen) des Schlafs auftreten – der Schlafphase, in der das Gehirn hochaktiv bleibt und auf einem Niveau arbeitet, das dem Wachzustand ähnlich ist. Das Gehirn kann während des REM-Schlafs sogar aktiver sein als im wachen Zustand. Neuronale Verbindungen, die das Gedächtnis stärken, entstehen und Hormone wie Serotonin oder Dopamin werden neu gebildet, was ausschlaggebend für unser Gedächtnis und unsere Lernprozesse ist. REM-Schlaf kann uns also dabei helfen, tagsüber fokussierter, konzentrierter und zufriedener zu sein.

Die Produktion von chemischen Stoffe wie Serotonin und Dopamin in dieser Phase, verhindert auch, dass wir Träume real ausleben, indem sie dafür sorgen, dass unsere Muskulatur vorübergehend erschlafft. Dieses Phänomen wird REM-Atonie genannt. Durchschnittlich können wir zwei Stunden pro Nacht träumen. Der Inhalt unserer Träume lässt uns dabei Rückschlüsse auf unseren Tag ziehen und umgekehrt. In einigen Kulturkreisen gelten Träume sogar als Botschaften, Warnungen der Götter oder als außerkörperliche Erkundungen der Seele, als Weg, um mit den Toten Kontakt aufzunehmen und als Vorboten böser Geister.

Doch warum träumen wir eigentlich?

Darauf gibt es bisher keine klare Antwort. Unterschiedliche Theorien besagen, dass Träume dazu dienen, neue Erfahrungen ins Gedächtnis zu integrieren und emotionale Ereignisse zu verarbeiten, um damit unsere Stimmung zu regulieren. Träume könnten aber auch eine Reaktion auf äußere Reize sein, die während des Schlafs selbst auftreten. Anderen Theorien zufolge stellen Träume eine Art Übungsraum dar, in dem sich das Gehirn auf zukünftige Erlebnisse im wahren Leben vorbereitet. Wieder andere Forscher sind der Meinung, dass Träume lediglich elektrische Impulse und chemische Vorgänge im Gehirn sind.

Gibt es die Möglichkeit, Träume bewusst zu beeinflussen und sich an sie zu erinnern?

Experten meinen ja – es gibt Techniken, die dazu verhelfen, sich an Träume zu erinnern. Eine dieser Methoden sieht vor, sich vor und während des Einschlafens immer wieder darauf zu konzentrieren, dass man sich bewusst an seine Träume erinnern möchte. Am nächsten Morgen sollte man seine Gedanken an mögliche Träume aus der Nacht direkt auf einem Notizblock festhalten.

Eine ähnliche Technik wird zur Beeinflussung von Träumen angewendet. Hier geht es auch darum sich vor dem Einschlafen bewusst mit dem gewünschten Traum zu befassen und sich darauf zu konzentrieren. Dies darf jedoch nicht mit Klarträumen bzw. luziden Träumen verwechselt werden. Bei Klarträumen oder luziden Träumen weiß man während des Träumens, dass man träumt. Dieser Bewusstseinszustand, der vorab mentales Training erfordert, ermöglicht das Beeinflussen der Traumhandlung. So können etwa Albträume bewältigt werden, Bewegungsabläufe geübt oder einfach Dinge gemacht werden, die Spaß machen. Denkbar ist sogar gezielte Kommunikation nach außen.

Eine ausreichende Menge an gesundem Schlaf bildet dabei die Basis, damit wir uns an unsere Träume erinnern und sie lenken können. Träume sind alles andere als leicht zu kontrollieren, durch bestimmte Affirmationen vor dem Einschlafen können sie mit etwas Übung aber in die richtige Richtung gelenkt werden. Wie könnte so eine Affirmation klingen? Sage Dir zum Beispiel vor „Ich werde mich an meine Träume erinnern“ oder „In meinem Traum werde ich heute etwas Vertrautes sehen“.

Hat sich Covid-19 auf unsere Traumwelt ausgewirkt?

Verschiedene Studien haben gezeigt, dass die Teilnehmer insgesamt mehrere virusbezogene Träume erlebt haben, die sich um Krankheitssymptome, leere Lebensmittelregale, medizinisches Material und Personal sowie Isolation gedreht haben. Nach Ansicht der Experten waren Ängste vor dem Ungewissen Ursache der veränderten Träume. Dabei waren Frauen und Menschen mit höherer Bildung deutlich stärker betroffen.1 Die Pandemie hat also nicht nur unser tägliches Leben, sondern auch unsere Träume beeinflusst.2

Möchtest Du mehr zum Thema „Träumen“ erfahren? Dann hör Dir unsere Podcast-Folge mit Traumforscher Prof. Dr. Michael Schredl an. Er gibt nicht nur Einblicke in das Träumen generell, sondern verrät auch Tricks, wie Du aus ihnen lernen und sie zukünftig vielleicht sogar beeinflussen kannst.

Träum schön!

Quellen:
  1. Schredl M, Bulkeley K. Dreaming and the COVID-19 pandemic: A survey in a U.S. sample. Dreaming. 2020: 30(3), 189-198. doi:10.1037/drm0000146. https://www.apa.org/pubs/journals/releases/drm-drm0000146.pdf
  2. Mackay C, DeCicco TL. Pandemic dreaming: The effect of COVID-19 on dream imagery, a pilot study. Dreaming. 2020: 30(3), 222-234. doi:10.1037/drm0000148.